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Beitrag vom 06.02.2009
Vienna Teng - Inland Territory
Silvy Pommerenke
Die gebürtige Kalifornierin präsentiert ihr viertes Album, und erneut überzeugt sie durch außergewöhnliche Kompositionen, die dieses Mal einen Hauch von Pop, Rock und Folk beinhalten.
Vienna Teng, geboren 1978 unter dem Namen Cynthia Yih Shih als Tochter taiwanesischer Einwanderer mit chinesischen Wurzeln, begann ihre Karriere als Computerspezialistin, um sich später doch ihrer eigentlichen Profession zuzuwenden. Eine Entwicklung, die für das internationale Musikgeschehen eine enorme Bereicherung bedeutet, auch wenn die Familie von Vienna Teng darüber nicht sehr erfreut war. Und dies, obwohl sie ihre Tochter schon als Fünfjährige zum Klavierunterricht schickten, somit sind sie nicht ganz `unschuldig` an der Entwicklung zur Berufsmusikerin. Zwei der Songs auf dem aktuellen Album handeln denn auch über den Versöhnungswunsch der Musikerin mit ihren Angehörigen, sowie sich das ganze Album als sehr intim und persönlich herausstellt. Der Hinweis ist bereits im CD-Titel "Inland Territory" gegeben, und Teng klingt nicht mehr ganz so jazzig wie auf dem Vorgängeralbum "Dreaming through the noise" sondern weist regelrecht Elemente einer Rockoper auf. Das hängt auch mit ihrem Umzug nach New York zusammen, für das sie ihre bisherige Heimatstadt San Francisco verließ. Die "Extreme von Menschenmengen und Isolation, gnadenlosem Tempo und überwältigender Vielfalt" finden sich in jedem einzelnen Song wieder, und beweisen den Erfindungsreichtum der ehemaligen Computerfachfrau.
Anspieltipps: "In Another Life" ist nicht nur einer der persönlichsten Song dieses Albums, auf dem Vienna Tang die Versöhnung mit ihrer Familie sucht, sondern er überzeugt auch durch die ungewöhnliche Auswahl der Musikinstrumente. Getragen von Fagott und Klarinette bekommt das Stück fast etwas Weill`sches und betört durch wunderbares Songwriting. Auch der "Grandmother Song" besitzt einen rhythmusstarken Ausdruck: Zwischen Bluegrass, Rootsmusic und Gospel angesiedelt, ist dies eine Komposition, die weit über normales Pop-Niveau hinausreicht. Dass Vienna Teng aber nicht nur eine `Leisetreterin` ist, beweist sie mit "Augustine", auf dem satte E-Gitarren und ein fettes Schlagzeug die Vielfalt der US-Amerikanerin präsentieren. Selbstverständlich sind auch wieder Balladen auf "Inland Territory" enthalten, und "No Gringo" erweist sich hierbei als besonders komplexes Arrangement, denn während es extrem ruhig, lediglich mit Klavierbegleitung, anfängt, kommt es bald zu einer Klimax, bei der spanische Rhythmen und Trompeter federführend sind. Klug, durchdacht und bewegend!
Vienna Teng im Netz: www.viennateng.com und www.vienna-teng.de
Weiterhören: Naked Raven und Sarah McLachlan
AVIVA-Tipp: Erneut hat die Pianistin und Sängerin Vienna Teng ein anspruchsvolles Pop-Album aufgenommen, das ein Crossover von verschiedenen Musikgattungen anbietet. Die gefühlvolle, manchmal auch energiegeladene Stimme zeichnet lautmalerisch sehr intime Momente der Musikerin nach, die mit ihrer Umwelt abrechnet, aufräumt und sich offenbart. In "lyrischer Hinsicht eine Tour de Force", in musikalischer Hinsicht ein bewegendes Hörerlebnis.
Vienna Teng
Inland Territory
Label: Decca / Universal, VÖ Februar 2009